Liebeserklärung an eine Lady aus Holland

Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Das ist ja nicht zwangsläufig der Beginn einer innigen Beziehung, doch in diesem Fall erwies sich der Blick als richtig. All die Liebe, alle Mühen, Schwierigkeiten zu umschiffen, die Zeit, die investiert wurde, hat die CARIBIA auf die eine oder andere Art zurückgegeben. Noch heute schlägt mir das Herz etwas höher, wenn fremde Menschen in fremden Häfen bewundernde Blicke auf ihre Kurven werfen. Der löffelförmige Bug, der positive Decksprung, die für Klassiker typischen, elliptischen Flanken, die sich achtern zu einem wohlproportionierten Yachtheck verjüngen: All das sticht so angenehm aus dem Einerlei heutiger Plastikboote hervor, dass man an Bord der CARIBIA immer wieder mal darauf gefasst sein muss, um Auskunft zur Geschichte dieser Yacht gebeten zu werden.

Wichtiger als derlei schmeichelnde Eitelkeiten sind jedoch ihre Segeleigenschaften. Bis 5 Bf sind wir bisher in der Regel ungerefft unterwegs, darüber hinaus ist das erste Reff angeraten. Ab 6 Bf kommt das zweite Reff zum Einsatz und man ist immer noch absolut sicher unterwegs. Da läuft nix aus dem Ruder, da gibt es keinen Schlag und kein Aufbäumen, wenn das Vorschiff in die Welle geht. Wer einmal auf einem „Joghurtbecher“ mit dem heute üblichen flachen Unterwasserschiff und U-Spant durch eine aufgewühlte See gegangen ist, wird wissen, was ich meine. Ab 7 Bf bleiben wir übrigens lieber im Hafen.

Sicherlich: Moderne Konstruktionen haben auch ihre Vorteile. Vor dem Wind muss man bei so einem Schiff wie der CARIBIA Abstriche machen, da sie nun einmal kein Gleiter ist. Auch beim Komfort kann diese Yacht mit heute üblichen Maßstäben nicht mithalten, es gibt eben nur das abgeteilte Vorschiff und den Salon, keine Achterkabine, keine Dusche.

Ich habe das immer als Vorteil begriffen. Reduce to the Max, würden Hipster diesen Zustand vielleicht beschreiben. Ich halte es da lieber mit Antoine de Saint Exupery:

Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann.“

 

Skipper Olson